Handwerk

In Malinalco wird ein Handwerk gepflegt, das es in Mexiko wohl seit Jahrtausenden gibt: die Weberei mit dem telar de cintura, dem „Hüftwebstuhl“. Dabei wird das eine Ende der Längsfäden an einer Wand oder einem Baum befestigt, und das andere an der Hüfte.

Seit Generationen webt die Familie Ramos Zamora aus Malinalco rebozos, die traditionellen Tücher, die Frauen um die Schultern tragen. Der rebozo, der lange als Kleidung der Armen und Ureinwohner galt und in der Familie gewebt wurde, erlebt heute eine Renaissance. Komplizierte Webtechniken werden wiederentdeckt, feine Fäden und natürlich hergestellte Farben verwebt, und ein hochwertiger handgewebter rebozo kostet heute leicht umgerechnet 300 Euro und mehr — was natürlich ein Witz ist, wenn man bedenkt, dass eine Frau zwei Monate und mehr an einem komplexen Tuch webt. Aber in Malinalco ist das viel Geld, weshalb die Familie Ramos sich einen Laden an der Hauptstraße mieten kann. (Mehr zu den rebozos aus Malinalco hier.)

Bei den Ureinwohnern war das Weben mit dem telar de cintura übrigens reine Frauensache, denn Frauen waren für die Herstellung der Kleider der Familie zuständig. Männer entdeckten die Weberei erst, als mit den Spaniern der Webstuhl nach Mexiko kam und die Weberei kommerzialisiert wurde. Seit das Weben mit dem „Hüftwebstuhl“ als Kunsthandwerk durchgeht, weben auch Männer damit. Allerdings haben in der Familie Ramos Zamora die Frauen das Geschäft fest in der Hand. Sag keiner, in Mexiko gebe es keine Emanzipation.

Telar de cintura
Telar de cintura im Codice Florentino, Mitte 16. Jahrhundert

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